Wenn ein neues Schnittmuster entsteht, ist es für mich immer ein ganz besonderer Moment: Der Entwurf ist fertig, die Maße sind berechnet, der Schnitt ist gradiert, die Anleitung geschrieben – und trotzdem ist es noch lange nicht „perfekt“. Genau hier kommt das Probenähen ins Spiel.
Was bedeutet Probenähen überhaupt?
Beim Probenähen teste ich meine Schnittmuster gemeinsam mit einem Team aus begeisterten Näherinnen. Sie nähen nach meinen Angaben, prüfen die Passform, lesen die Anleitung aufmerksam und geben mir ehrliches Feedback. So finde ich heraus, ob alles so funktioniert, wie ich es mir gedacht habe oder ob ich noch etwas anpassen muss.
Wie läuft das bei mir ab?
Sobald ein Schnittmuster bereit für den Test ist, frage ich zuerst in meinem Probenäh-Stammteam nach, wer diesen Schnitt gern testen möchte. Melden sich aus dieser Gruppe genügend Testerinnen, dann nähen wir in diesem Rahmen. Sollten hier zu wenige Interesse haben oder nicht alle Größen abgedeckt sein, dann veröffentliche ich einen Probenähaufruf in den sozialen Medien. Hier darf sich jeder bewerben, der Lust und Zeit hat mich zu unterstützen. Aus allen Bewerbungen wähle ich ein Team aus, das möglichst vielseitig ist: Anfängerinnen und Fortgeschrittene, verschiedene Größen, unterschiedliche Nähstile. Denn je vielfältiger das Team, desto aussagekräftiger sind die Ergebnisse.
Gerade bei meinen Kinderschnittmustern achte ich darauf, dass nicht nur möglichst alle Größen abgedeckt werden, sondern auch Kinder mit ganz unterschiedlicher Statur benäht werden. Denn nicht jedes Kind entspricht der „Norm“. Genau hier setzen meine drei Weiten an – und im Probenähen kann ich überprüfen, ob die Schnitte wirklich so sitzen, wie sie sollen. Das Feedback aus diesen Tests ist für mich unbezahlbar
Am Anfang jedes Probenähens gibt es alle wichtigen Infos: die Maßtabelle, das Schnittmuster vorerst ohne Nahtzugaben, Stoffempfehlungen und -verbrauch sowie den Zeitrahmen. Die Kommunikation läuft in einer geschlossenen Facebook-Gruppe, dort wird diskutiert, ausprobiert, gezeigt und gelacht. Es entsteht immer eine wirklich schöne Gemeinschaft auf Zeit.
Zeitrahmen beim Probenähen
In der Regel plane ich für ein Probenähen etwa 2–3 Wochen ein, freue mich aber über ein erstes Beispiel von jedem innerhalb der ersten Woche. So bleibt genug Zeit, um den Schnitt in Ruhe auszuprobieren, Feedback zu geben, Korrekturen einzuarbeiten und Fotos zu machen. Wenn ich merke, dass ein Schnitt umfangreicher ist oder wir noch eine zusätzliche Korrekturrunde brauchen, verlängere ich den Zeitrahmen gerne. Mir ist wichtig, dass niemand unter Druck gerät – denn nur ohne Stress können wir gemeinsam am Ende ein wirklich tolles Schnittmuster in den Händen halten.
Teamarbeit und Feedback
Was ich am meisten schätze, ist die Offenheit meines Teams. Jede Rückmeldung ist wertvoll, ob es um eine unklare Formulierung in der Anleitung geht oder um die Passform, die noch nicht ganz stimmig ist. Manchmal gibt es mehrere Änderungsrunden bis alles passt. Aber genau das macht das Schnittmuster am Ende perfekt und für alle nutzbar.
Herausforderungen
Natürlich läuft nicht immer alles glatt: Stoffe verhalten sich unterschiedlich, manchmal drängt die Zeit oder ein Detail will einfach nicht so, wie ich es mir gedacht habe. Aber auch diese Herausforderungen gehören zum Probenähen dazu und machen das Ergebnis am Ende nur besser.
Fotos – das i-Tüpfelchen beim Probenähen
Ein ganz wichtiger Teil des Probenähens sind für mich die Fotos. Mir ist es wichtig, dass die Tragebilder den Schnitt in den Vordergrund stellen – also dass man die Passform, die Linien und die Details wirklich gut erkennen kann. Dafür sind gutes Licht und ein neutraler Hintergrund entscheidend. Natürlich dürfen die Fotos trotzdem Persönlichkeit ausstrahlen, aber sie sollen nicht vom eigentlichen Schnitt ablenken. Denn am Ende sind diese Bilder nicht nur eine tolle Erinnerung für die Probenäherinnen selbst, sondern auch die beste Möglichkeit, anderen zu zeigen, wie vielseitig ein Schnitt umgesetzt werden kann.
Der schönste Moment
Der Höhepunkt ist für mich immer die Fertigstellung: Wenn ich all die Designbeispiele sehe, bin ich jedes Mal begeistert, wie unterschiedlich ein Schnitt wirken kann. Jede Näherin bringt ihren eigenen Stil, ihre Stoffwahl und ihre Ideen mit ein. Daraus entsteht eine Vielfalt, die ich allein niemals zeigen könnte.
Mein Fazit
Probenähen ist für mich viel mehr als nur ein Testlauf. Es ist Teamarbeit, Kreativität und ein Stück Gemeinschaft. Ohne mein Probenähteam wären meine Schnittmuster nicht das, was sie sind.
Alle Schnittmuster, die du in meinem Shop findest, wurden von meinem Probenähteam getestet. So kannst du dich darauf verlassen, dass sie wirklich praxistauglich sind.
Danke!
Ich weiß sehr zu schätzen, dass jede einzelne Probenäherin Zeit, Stoff und vor allem ganz viel Liebe in meine Schnittmuster investiert. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Jede Naht, jedes Feedback, jedes Foto trägt dazu bei, dass am Ende ein Schnitt entsteht, der nicht nur auf dem Papier gut aussieht, sondern auch im Alltag funktioniert und Freude macht.
Darum möchte ich an dieser Stelle einfach einmal „Danke“ sagen: Danke für eure Mühe, eure Ideen, eure Geduld – und dafür, dass ihr meine Schnittmuster mit Leben füllt. Ohne euch wäre meine Arbeit nur halb so bunt und lebendig.
